Donnerstag, 31. Mai 2018

PAZIFIK ADÈE

30.05.2018

Florian

Vorweg einige technische Hinweise für Segler, die ebenfalls vor dem Cape York im Escape River übernachten wollen:
Mit Flut einfahren, Wegpunkte: 10°57,922´S 142°44,917´E - 10°57,407´S 142°43,419´E - 10°57,649´S 142°42,272´E - 10°57,695´S 142°41,395´E - 10°57,695´S 142°41,204´E - 10°57,829´S 142°40,856´E; Ankerplatz: 10°57,980´S 142°40,822´E; die Tidenstation auf Navionics bei Turtle Head Island verwenden; bei Niedrigwasser ausfahren sonst gibts ordentlich Strömung auf die Nase - Gutes Gelingen!

Mit dem Passieren des Cape York haben wir den Pazifik hinter uns gelassen. Am 21. Februar 2016 sind wir unter der Bridge of the Americas in der Panamakanalausfahrt in diesen eingefahren und haben darin mehr als 13.000 Seemeilen zurückgelegt. Jetzt sind wir also in der Arafurasee.


Seisia ist verschlafen und endlich gibt es Aboriginals und Torres Strait Indians. Dadurch ist alles auch ein wenig verschlafen (um nicht zu sagen chaotisch) -  quasi Inselatmosphäre. Auf einem Plakat lesen wir von einem Festival im Nachbarort im Rahmen der National Reconciliation Week - also die nationale Versöhnungswoche, um die Ureinwohner mit der weißen Bevölkerung Australiens auszusöhnen. Obzwar überall plakatiert, weiß man davon im örtlichen Zentrum für Aboriginals nichts.


Erst nach einigem Nachforschen erfahren wir Details. Der Bus zum Festival ist über eine Stunde zu spät; das Festival beginnt mit knapp 2 Stunden Verspätung endet dafür eine Stunde früher und die diversen Hilfsorganisationen von Rotes Kreuz abwärts, steigen sich dabei "auf die Zehen".





Aber wir bekommen einen kleinen Eindruck vom Leben der Ureinwohner in dieser Gegend. Nach der Festansprache über die rechtliche Situation und diesbezügliche Fortschritte für die Aboriginals gibt es Musik und Tanz und anschließend ein hervorragendes Buffetmittagessen mit örtlichen Spezialitäten wie in Schweineblut gebratenes Schweinefleisch.



Ich bekomme auch Gelegenheit grüne Ameisen zu kosten. Man saugt ihren Hinterleib aus und sie schmecken nach ganz saurer Zitrone mit Pfefferminz - richtiges Bush Tucker (das ist australisch für Essen der Wildnis).

Mittwoch, 30. Mai 2018

KAP YORK

29.5.2018

Martina

Gestern haben wir unser erstes großes Salzwasserkrokodil gesichtet. Es ist einige Stunden regungslos auf einer Sandbank gelegen. Angeblich sind sie sehr faul und warten bis das Wasser wieder gestiegen ist, um wieder weiter zu schwimmen.


Die Wettervorhersage hat sich seit Tagen nicht geändert. Heute Dienstag ist der perfekte Tag, um den nördlichsten Punkt des Australischen Kontinents zu passieren. Wir sind bereit!

Der Wecker ist für  6 Uhr in der Früh gestellt, doch ich bin schon um 5:15 Uhr wach. Ich mache Tee und Kaffee und so wird Florian auch schön langsam aus den Träumen geholt. Nachdem die Einfahrt in den Fluss gestern holprig war, bin ich schon etwas angespannt wie die Ausfahrt wird. Laut Segelführer muss man bei beginnender Flut den Escape River verlassen um eine gute Passage aus dem Fluss zu haben.

Florian hat sich punkto bester Zeit zum Auslaufen von Florri, Australier vom Katamaran TIGRESS,  beeinflussen lassen. Laut ihm ist um 6:30 Uhr Niedrigwasser, weswegen wir eben auch um 6:30 Uhr an der Ausfahrt sein wollen. Leider ist die Information falsch und wir sind eine gute Stunde zu spät bei der Ausfahrt des breiten Escape Rivers. Die Welle ist zwar viel besser als gestern bei der Einfahrt, aber wir haben eine beachtliche Gegenströmung. Der Wind bläst uns noch dazu mit 18 Knoten genau auf die Nase und die Wellen haben wir natürlich auch genau von vorne.
Die Wassertiefe zeigt auf der Karte teilweise nur 2 Meter, und so wollen wir natürlich unserer Spur von der Einfahrt auch genau bei der Ausfahrt nehmen. Es bleibt kein Spielraum, um nach rechts oder links zu steuern und mit Segelunterstützung besser aus dem Fluss zu kommen.
Wir sind in den Krallen der Gegenströmung gefangen und es gibt nur 2 Möglichkeiten, entweder umdrehen oder weiter kämpfen. Florian verfolgt aufmerksam unsere Einfahrstsspur und ich beobachte den Tiefenmesser und den Plotter.

Unsere Nerven werden einer harten Prüfung unterzogen, denn die Esperanza wird immer immer langsamer, je näher wir der Flussausfahrt kommen. Wir fahren nur noch 0,5 Knoten und die Strömung wird immer stärker. Florian gibt mehr Gas und wir werden wieder etwas schneller. Etwas erleichtert sehen wir wieder einen Einser vor der Kommastelle unserer Geschwindigkeit. Die Freude dauert nur kurz, denn jetzt sehe ich 0,2 Knoten am Plotter aber die fahren wir in die falsche Richtung. Das bedeutet die Strömung ist stärker als unser Motor. Ich fange bereits am ganzen Körper zu zucken an, und erstmals in meinem Leben vibriert meine Oberlippe und ich kann sie nicht kontrollieren vor lauter Anspannung. Meine Augen hängen wir gebannt am Plotter und ich bete zu Gott, dass er uns da raus bringt, denn morgen soll es ums Kap wieder richtig pfeifen. Wir müssen da jetzt raus! Florian ist auch schon ganz verzweifelt und gibt jetzt Vollgas, unsere letzte Chance. Wir haben zwar nur noch eine halbe Seemeile über die seichteste Stelle, bis wir abdrehen und Segel setzen können, aber die werden zu einer Nervenzerreissprobe.
Meter für Meter kämpfen und springen wir über die kurze Welle. Florian ärgert sich, dass er sich von Florrie punkto beste Ausfahrtszeit beeinflussen ließ, aber das hilft im Moment auch nicht weiter. Solange wir mehr nach vor als zurück fahren kämpfen wir weiter. Schön langsam erreichen wir unter Vollgas eine Geschwindigkeit über einen Knoten und dann zwei Knoten. Jetzt noch die letzte seichte Stelle passieren und dann nichts wir weg hier.
Nach einer Stunde, statt 10 Minuten, haben wir wieder 5 Meter Wasser auf dem Tiefenmesser und wir können unseren Kurs Richtung Cape York anlegen und Segel setzten. Da wir ja genug Wind haben segeln wir rasch mit 6 Knoten Richtung Albany Passage. Wir haben es geschafft, aber das kostet mich weitere 10 Kerzen in der Kirche, wenn wir in Darwin angekommen sind. Ich bin fertig!!



Jetzt heißt es den Wind gut zu nützen, weil wir bei Flut auch noch ums Kap herum müssen, denn sonst haben wir die Strömung am Kap gegen uns, und davon haben wir heute wirklich genug.

Dann sind wir bei der Albany Passage. Kurz nach der Einfahrt hört die Welle auf, und der Strom setzt ein. Zuerst fahren wir 6 Knoten und dann werden wir immer schneller. Wir haben nur noch wenig Druck im Segel weil wir durch die Strömung so stark geschoben werden. Florian ist begeistert, denn wir erreichen eine Höchstgeschwindigkeit von 10,1 Knoten. Es ist herrlich, das hätten wir gerne länger.
Wir gleiten wie auf Schienen am Kap York vorbei und dann biegen wir nach Westen in die Torres Straße ab.


Wir sollten noch über 2 Stunden die Strömung mit uns haben und das sollte bis zur Ankunft in Seisia reichen. Mit super Strömung und hart am Wind segeln wir mit bis zu 10,4 Knoten bis zur seichten aber gut betonnten Einfahrt von Seisia. Erstaunlicherweise sind wir die ganze Zeit mit der Flut gesegelt, aber in der Tidentabelle von Seisia gibt es heute tagsüber gar keine Flut. Die Strömungen in der Torres Straße sind schon höchst verwunderlich. So fahren wir bei Niedrigwasser in den Einfahrtskanal und der Tiefenmesser zeigt uns Tiefen von 2,9 Meter an. Das stimmt mit der Seekarte und dem Plotter überein und so sind wir halbwegs entspannt. Unser Anker fällt auf 5 Meter Wassertiefe und jetzt ist endlich Zeit uns in die Arme zu fallen. Was für ein Tag!!!



Unerwarteter Weise gibt es hier einen ganz gut bestückten Supermarkt. So kann ich frisches Obst und Gemüse für unsere letzten Tage bis nach Darwin einkaufen. Wir hatten nur noch 4 Karotten, ein halbes Kraut und eine Christophine. Jetzt steht einer gesunden Weiterfahrt nur noch der kommende stärkere Wind im Weg. Wir sind wieder gezwungen zu warten.



Montag, 28. Mai 2018

19 BIS 1

28.05.2018

Florian

Der Ankerplatz auf Saunders Islet erweist sich als holprig, da wir zwei Schiffe für den kleinen Platz sind. Der Katamaran TIGRESS mit Florrie und Sue aus Freemantle war schneller als wir und hat den Platz nahe am Strand beschlagnamt, weswegen wir ein wenig weiter draußen bleiben mussten, wodurch es bei Hochwasser ordentlich gewackelt hat (außerdem hat Sue Martina die schönsten Muscheln weggefunden - so ist das, wenn man geheime Ankerplätze preisgibt).
Aber für unsere heutige Strecke war ein zeitiges Aufstehen ohnedies notwendig, da bei Flut die Strömung stark nach Norden zum Kap setzt, weswegen man bei Niedrigwasser aufbrechen sollte. Und das ist um 3:45 Uhr!

Wir gehen sohin um 3:15 Uhr Anker auf, um die nächste Etappe in Angriff zu nehmen. Hinein in die Schifffahrtsstraße und glech wieder hinaus, da der Wind genau so kommt, dass der Weg zwischen den beiden Straßen optimal ist. Nur ein Riff dazwischen, also durch - als ich das Hindernis dann auf der elektronischen Karte näher begutachte, steht da:"IST NICHT IN POSITION!" Jetzt bin ich ganz sicher munter! Wo liegt das Riff nun wirklich, an dem ich uns 1 Seemeile vorbeisteuere. Durch den Feldstecher finde ich nichts, und daher verlasse ich mich auf die Zoning Charts (das sind die offiziellen Karten des Great Barrier Reef Nationalparks). Dort finde ich das Riff ein wenig weiter südlich, als eingezeichnet - da sind wir eh schon vorbei. Durchatmen...

Diese Nationalparkkarten fangen bei Bundaberg mit 19 an und hören bei Cape York mit 1 auf. Es war immer ein kleines Glücksgefühl, wenn ich eine Karte zusammenfalten und die nächste herausnehmen konnte.

Der Wind ist natürlich weit stärker als vorhergesagt, aber das sind wir eh schon gewohnt. Um 11:30 Uhr biegen wir bei einsetzender Ebbe in den Escape River. Durch die auslaufende Strömung, die auf den entgegensetzenden Wind trifft, baut sich in der Einfahrt eine unangenehme steile Welle auf. Aber zum Glück fahren wir ja mit der Welle (morgen müssen wir hier allerdings wieder hinaus). Die seichteste Stelle der Einfahrt ist 4,4 m bei 2,5 m Hochwasser laut Tidentabelle. Auch das müssen wir morgen bei Niedrigwasser berücksichtigen.


Dann sind wir im Fluss, lassen das Cape Don und das Geschaukle hinter uns, halten nach den Perlenbojen der örtlichen Perlenfarm Ausschau und finden unseren Ankerplatz in trübem Wasser bei pfeifendem Wind - sieht ganz nach Krokodilwasser aus. Wir sind bei Karte 1 angekommen...


Sonntag, 27. Mai 2018

ENDE DER WELT

Florian

Bei Tagesanbruch gehen wir Anker auf. Der Wind sollte 15-20 Knoten haben - sollte, denn tatsächlich bläst es wieder mit 20-25 Knoten. Nur unter Genua segeln wir unterstützt von der starken Strömung hoch konzentriert nach Norden.
Es geht durch viele Riffe hindurch, denn wir haben eine Spur eines anderen Schiffes auf der elektronischen Seekarte, die wir verfolgen. Doch erst wenn alles gut gegangen ist, legt sich die Spannung.


Gegen 15:00 Uhr nach 57 Seemeilen fällt der Anker im Schutz von Saunders Islet an dessen Nordwest Ecke. Dieser Ankerplatz steht in keinem Segelführer, sondern wurde uns von einem Fischer auf Lizard Island empfohlen. Der Platz ist wunderschön aber wirklich Ende der Welt, wie man es sich vorstellt.



Ein riesiges Riff mit Sand und ein wenig Vegetation - Millionen Vögel und viele Muscheln am Strand; Martina ist im Paradies!



Wir sind vorsichtig, wegen der hier vorkommenden Salzwasserkrokodile- bis zu 7 Meter lang werden diese Ungetüme. Auf Lizard Island hat ein Fischer am Rand der Bucht ein 2 m langes Krokodil gesehen - zum Glück hat er mir das erst erzählt, nachdem ich Schnorcheln war. Jedenfalls sind wir im Krokodilland angekommen - Blödsinn sollte man keinen machen.

Samstag, 26. Mai 2018

WIE DIE GROSSEN

26.5.2018

Martina

Die Wettervorhersage berichtet 20-25 Knoten Wind und es gibt keine Starkwindwarnung mehr. Es ist Zeit Lizard Island zu verlassen.
Bei Sonnenaufgang gehen wir Anker auf und gleiten von Windböen begleitet Richtung Norden aus der gut geschützten Ankerbucht.

Die Schifffahrtsstrasse durchs Great Barrier Reef führt unmittelbar an Lizard Island vorbei, und so reihen wir uns am äußersten Rand der nach Norden gehenden Schifffahrtsroute ein.

Eigentlich ist diese Autobahn für die Großschifffahrt, aber nachdem wir eine Nachtfahrt vor uns haben, bedienen wir uns dieser vor Riffen sicheren Route. Wie die Großen pflügen wir zwischen den Riffen nach Norden.



Plötzlich hören wir ein lautes Motorengeräusche und sehen ein Flugzeug relativ knapp über uns hinweg fliegen. Wir rätseln noch, wo die hinfliegen bis wir sie schon wieder knapp über uns sehen. Kurz darauf meldet sich am Funkgerät die Grenzschutzbehöre bei uns. Sie wollen wissen, wo wir herkommen, wo wir hinfahren und wo das Schiff registriert ist. Florian beantworten alle Fragen, und dann sind die Herrschaften auch zufrieden und wünschen uns eine gute Fahrt.

Der Wind ist perfekt für uns, und dank einer nach Norden setzenden Strömung sind wir wirklich schnell. Unser Plotter zeigt kaum unter 6 Knoten Fahrt über Grund an. Die Welle ist zwischen den unzähligen Riffen relativ klein nur die Strömung versetzt uns oft und verlangt permanente Kurskorrekturen.

Wir haben uns entschieden die äußere Schiffahrtsstrasse zu nehmen, denn sie ist 27 Seemeilen kürzer und Wind und Welle erscheinen verkraftbar. Einzig rund um das Kap Melville herrschen unangenehme Welle und Windspitzen an die 30 Knoten. Der Spuk ist aber vor Einbruch der Nacht vorbei. In der Nacht blinkt es überall, denn neuralgische Punkte sind jeweils rechts und links der Route zusätzlich befeuert. So segeln wir konzentriert bis nach Portland Road, wo um 10:30 Uhr unser Anker fällt.

Leider ist ein Tölpel über Nacht als blinder Passagier mitgefahren und hat uns so richtig zugeschi........


Hier gibt es bis auf ein paar wenige Häuser und einige Fischerboote wirklich nichts. Die Menschen leben hier während der Regensaison von der Umwelt abgeschlossen. Es gibt hier weder etwas zu kaufen noch ein Restaurant, aber unseren Mist dürfen wir abgeben.



Morgen gehts es wieder gleich bei Sonnenaufgang weiter, denn wir müssen am Dienstag den nördlichsten Punkt des Kontinents von Australien - Kap York - erreichen; müssen deshalb, da danach der Wind wieder sehr stark werden soll.

Donnerstag, 24. Mai 2018

GENUG GEWARTET

24.5.2018

Florian

Es bläst und bläst und bläst. Jeden Morgen hören wir über 4426 MHz das Küstenwetter und hoffen auf weniger als 30 Knoten - vergeblich. Dafür erkunden wir Lizard Island. Ich besteige den Berg, von dem James Cook 1770 die Cooks Passage durch das Great Barrier Reef ausfindig gemacht hat. Lizard Island ist ein sehr schöne Insel und der Blick vom Gipfel erinnert mich an Maupiti.



Gemeinsam wandern wir in die Lagune auf der Südseite der Insel.




Es gibt hier auch einen unterirdischen Süßwassersee mit einer Handpumpe, wo wir uns angenehm waschen können. Leider gibt sie nach kurzem den Geist auf, und ich muss mit Werkzeug ausrücken, um sie wieder zu reparieren. Dabei kommen mir 4 Frösche aus dem Pumpeninneren entgegen, die nicht begeistert sind, dass ich sie ihres "Hauses" verweise.


Für morgen Freitag enhält die Windvorhersage erstmalig seit 10 Tagen keine 30 Knoten mehr und der Wind soll die nächsten Tage ein wenig nachlassen, bevor sich die nächste Starkwindphase nähert. Wir haben jetzt genug gewartet - bei Tagesanbruch geht es weiter über Nacht bis Portland Roads. Wir wollen raus aus diesem Sturmloch!

Montag, 21. Mai 2018

EINGESCHNEIT

21.5.2018

Florian

Der Wind pfeift uns noch immer um die Ohren mit bis zu 30 Knoten. Jetzt sitzen wir bald eine Woche hier fest - so muss das sein, wenn man bei uns in den Alpen eingeschneit ist. Da hilft gar nichts, das muss man aussitzen. Blöd nur, dass die Winde hier höchst hartnäckig sind.

Am Sonntag reisst der Himmel auf und der Wind scheint ein wenig nachzulassen. Schnell lassen wir das Dingi ins Wasser und fahren gegen die Welle ans Land. Endlich wieder festen Boden unter den Füßen und ein wenig Bewegen - das tut schon gut. Von eine Anhöhe überblicken wir die Bucht und die Riffe und erkennen, dass wir näher am Ufer ankern können.

Gesagt getan - wir gehen Anker auf und verlegen uns ca. 200 Meter näher ans Ufer; dort fällt der Anker auf 4 Meter in den Sand und wir stecken wieder 55 Meter Kette. Hier ist es wesentlich ruhiger und das Schlechtwetter läßt sich angenehmer abwarten. Laut Wettervorhersage wird es noch einige Zeit anhalten!

Freitag, 18. Mai 2018

BITTE WARTEN

18.5.2018

Martina

Der Wind, der Wind, das himmlische Kind! Eher ist er ein ausgewachsener Stier, denn manchmal brechen ganz bösartige Böen über unsere Ankerbucht herein. Das Geräusch des am Rumpf entlang fließenden Wassers, die leichte Schräglage der schlingernden Esperanza in den Windböen, und der Blick aus den Luken mit einer an uns vorbeiziehenden Landschaft läßt den Eindruck entstehen, als ob wir segeln. Ich muss nur lange genug hinausschauen, dann sehe ich beruhigt, dass es immer wieder die gleichen Felsformationen sind, die vorbeiziehen. Also offenbar ankern wir doch!!


Weiße Regenwände ziehen immer wieder über uns hinweg, und unser Deck ist somit wieder salzfrei. Schön langsam gewöhnen wir uns auch an die wilden Windgeräusche und finden in der 4.Nacht einen erholsameren Schlaf. Heute zeigt sich auch die Sonne wieder etwas länger, und so werden auch unsere Batterien durch die Solarpaneelen wieder aufgeladen.

Die Insel haben wir bis jetzt auch noch nicht erkundet, denn das Dingi ins Wasser zu lassen und dann in den Wellen den Dingimotor zu montieren haben wir noch nicht gewagt. Mit meinen Fingern bin ich auch nur beschränkt einsatzfähig.

Apropos Finger: die Wunden an den beiden Fingern sind bereits trocken und heilen schön langsam. Die Delle an der Stirn ist viel kleiner geworden, aber die Wunde näßt noch. Mein Ringfinger schmerzt noch sehr und ich kann das vorderste Gelenk noch nicht bewegen. Da muss noch viel Wasser die Donau hinunter rinnen, würde meine Mama sagen, bis das verheilt ist!


Sonst ist nicht viel zu berichten, wir versuchen den Zwangsstopp zu genießen und verbringen viel Zeit mit Lesen, Tratschen, Spielen und Diashow arbeiten. Abwarten und Tee trinken.

Mittwoch, 16. Mai 2018

WARTEN

16.5.2018

Florian

In einem Monat fliegend wir auf Heimaturlaub - hoffentlich! Denn derzeit hat uns der Wind auf Lizard Island festgenagelt. Es pfeift gehörig. Meine Taktik lautet: "Sobald die Windvorhersage keine 30 Knoten mehr enthält, zeitig am Morgen (denn da ist der Wind immer geringer) weiter in kurzen Etappen bis hinters Cape Flattery zu den Flinders Islands. Dort in Landnähe sollte der Wind schwächer sein. Das Wetter in Ostaustralien ist schon interessant. Am Wasser pfeifts und am Land ist nichts - die thermischen Einflüsse sind schon enorm.


Dafür haben wir Zeit, um an unserem diesjährigen Vortrag ("Unser 5. Jahr von Fidji bis Australien") zu arbeiten, den wir am 19. Juli in der Wohnparkkirche von Alt Erlaa, Anton Baumgartnerstraße 44, 1230 Wien halten werden. Dort ist sicherlich Platz für alle! Also vormerken!

Martinas Wunden heilen zum Glück ganz gut, nur das vorderste Gelenk ihres linken Ringfingers ist noch steif, das braucht offenbar länger. Wir sind aber eh noch einige Tage gefangen hier. Bitte Daumen halten, dass der Wind uns gnädig ist und uns bald weitersegeln läßt.


Dienstag, 15. Mai 2018

GUT GETROFFEN

15.5.2018

Martina

Es ist nach wie vor viel Wind angesagt. Florian versichert mir immer, dass wir ja reffen können (Segelfläche verkleinern) und je weiter wir nördlich kommen das Barrier Reef so nahe ist, dass wir kaum mehr Welle haben sollten. Mit dieser beruhigenden Aussicht verlassen wir Cooktown bei Sonnenaufgang.

Mit der Genua und sicherheitshalber mit laufendem Motor segeln wir den engen Einfahrtskanal von Cooktown hinaus.  Rechts und links von uns hat es gerade einmal 50 cm Wassertiefe, also ein Fahrfehler ist nicht erlaubt.

Kaum haben wir die Fahrwasserstrasse hinter uns gebracht, pfeifft uns der Wind mit 20 Knoten um die Ohren. Die Welle baut sich rasch auf und schon reiten wir, wider Florians Vorahnung, über die Wellen. Ich habe wirklich wenig Lust stundenlang so sportlich zu segeln, aber es gibt kein zurück mehr. Unserer Esperanza ist der Wind egal, sie pflügt sich unbeeindruckt über die Wellen, aber ich bin kein Fan von solchen Bedingungen. Ich verwünsche in dem Moment unseren Reiseplan, der uns wenig zeitlichen Spielraum bis Darwin läßt.

Wir schließen die Türen der Esperanza, da immer wieder heftige Wellen ins Cockpit einsteigen. Florian refft zwar brav, aber wir flitzen mit bis zu 8 Knoten unserem Tagesziel Lizzard Island entgegen.

Manchmal nimmt eine Welle so richtig Anlauf, ballt sich zu einer Faust zusammen und  knallt unserer Esperanza voll auf die Breitseite. Das kennen wir schon vom Atlantik, aber mit wenig Welle innerhalb des Barrier Reefs hat das wenig zu tun.

Die nächste Welle trifft uns dann so heftig, dass unsere unachtsam stehen gelassene Tikistatue ihren Platz verläßt. Sie befreit sich aus ihrem Eck, rammt das Glas unserer Petroleumlampe und fliegt mit all den Scherben quer durchs Schiff. Blöd ist nur, dass ich am Landeplatz der Scherben und der ca.5 Kilo schweren Statue liege. Ich schreie zwei mal auf und dann ist es auch schon geschehen. Blut fließt über mein Gesicht, mein Kopf schmerzt und meine Finger der linken Hand schmerzen, denn auch hier fließt Blut. Ich liege in Scherben, darf mich nicht rühren und bin auf Florians Hilfe angewiesen.





Rasch presse ich mir die gereichte Küchenrolle auf meine Wunden, Florian vergewissert sich noch schnell, ob wir auf Kurs sind, und dann werde ich verarztet. Ein Druckverband auf die Platzwunde an der linken Stirn und noch rasch die blutenden Finger verarzten. Mehr ist im Moment nicht möglich, zu wild ist unsere Fahrt. Nach etwa 2 Stunden können wir einen besseren Kurs anlegen und jetzt ist Zeit für eine genauere Betrachtung meiner Wunden.


Die Beule am Kopf ist interessant, denn quer durch die Beule ist eine lange Delle die ich wahrscheinlich vom Sockel unserer Holzstatue bekommen habe. Die offene Wunde ist relativ klein und es reicht ein weiterer Druckverband, um die Blutung zu stillen.

Mein Mittelfinger und Ringfinger der linken Hand schauen etwas wilder aus. Platzwunden klaffen auseinander und sie bereiten mir auch heftige Schmerzen. Der Aufprall dürfte mir die beiden Finger noch dazu ordentlich gequetscht haben. Ich kann sie zwar bewegen, aber es tut ganz schön weh. Wir versuchen die beiden klaffenden Wunden mit Steristrips zusammenzukleben, denn da schaut schon einiges aus der Wunde raus, das eigentlich hinein gehört.

Mit reichlich Wind und Welle geht es bis zu unserem Ankerplatz in der Mrs. Watsons Bay auf Lizard Island. Der Wind pfeift über die Bucht, aber es gibt hier keinen Schwell und so ankern wir auf 5 Meter Wassertiefe mit 60 Meter Ankerkette. Das sollte für dieses Wetter reichen. Über Nacht stellen wir sicherheitshalber einen Ankeralarm, denn der heutige Tag verlangt nach einem guten und sicheren Schlaf.

Montag, 14. Mai 2018

SPORTLICH NACH COOKTOWN

14.05.2018

Florian

Bei Tagesanbruch gehts los, denn der Wind am Morgen ist noch nicht so stark; die Thermik des Australischen Kontinents macht doch einiges aus. So kommt der Wind am Morgen von Südwest und dreht bis nachmittags auf Südost bis Ost und legt am Nachmittag kräftig an Stärke zu.


So auch heute. Butterfly pflügt die ESPERANZA mit 6-7 Knoten nach Norden.

Gegenverkehr


Bereits um 13:00 Uhr sind wir bei unserem geplanten Ankerplatz, Hope Island. Also entscheiden wir den guten Wind zu nützen und gleich bis Cooktown weiterzusegeln. Mit 7-8 Knoten gehts weiter und ich fange an zu reffen, denn der Wind wird immer stärker; zuletzt sind wir bis zu 8 Knoten schnell und der scheinbare Wind am Windmesser zeigt 20 Knoten - also in Summe 28 Knoten. Die angesagten 30 Knoten Wind sind also korrekt. Es ist sportliches Segeln, da darf man keinen Fehler machen, sonst gibts Verletzungen.


Dann gehts nach 60 Seemeilen hinein nach Cooktown, die ehemalige Goldgräberstadt. der Ankerplatz ist winzig und mit 2-3 m Wassertiefe gefährlich seicht. Zum Glück dürfen wir gegen Gebühr an der Tankstelle längseits fest machen - da liegen wir wunderbar ruhig und sicher und können auch noch Cooktown per pedes besichtigen. Das ist nun wirklich die allerletzte Ortschaft bis Darwin.

Kollegen vom Riff
Cooktown - Ein Dorf

In einem kleinen Restaurant bekomme ich auch noch eine Mudcrab-Pizza.

Mudcrab
Martinas Sitznachbar - Green Tree Frog (der ist echt)

Mudcrab Pizza

ESPERANZA liegt sicher an der Tankstelle
 Die Welt ist in Ordnung!